Miloš Hlávka (1907–1945)
Foto: Miloš Hlávka, Quelle: Wikipedia (cs)
Veröffentlichte in „Hlas“ unter seinem Klarnamen.
Miloš Hlávka wurde am 15. September 1907 im westböhmisch Horšovský Týn (Bischofteinitz) unweit der heutigen tschechisch-bayrischen Grenze geboren. Nach dem Abitur, das er 1925 ablegte, studierte er an der Karls-Universität in Prag, zunächst an der Juristischen Fakultät, ab 1928 dann an der Philosophischen Fakultät, an der er 1933 sein Studium abschloss. Anschließend wurde er als Schriftsteller, Dramatiker, Theaterregisseur und Übersetzer aus dem Französischen, Deutschen und Italienischen tätig.
1929 lernte Miloš Hlávka die Deutsche Irmgard Otte (1905–1970) kennen, die als Tänzerin an der avantgardistischen Prager Theaterbühne „Osvobozené divadlo“ (Befreites Theater) engagiert war. Das Paar heiratete 1931 im Prager Rathaus und bekam zwei Kinder. Während des Protektorats hatte die tschechisch-deutsche Familie mit erheblichen Schwierigkeiten aufgrund ihrer Binationalität zu kämpfen. So war es für die deutschen Behörden nicht hinnehmbar, dass die Kinder einer deutschen Mutter eine tschechische Schule besuchten. Von tschechischer Seite wurde Irmgard Hlávková nach dem Ende des Krieges mit der Abschiebung nach Deutschland gedroht.
Miloš Hlávka wurde nach der Befreiung von der deutschen Besatzung der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt und für seine Heirat mit einer Frau deutscher Nationalität kritisiert. Über viele Jahre wurden sein Name und sein Werk aus der tschechischen Kultur ausgelöscht, obwohl ihm posthum eine Bescheinigung über seine zivile Unbescholtenheit ausgestellt wurde und ihm nie eine konkrete Kollaboration mit den Besatzern nachgewiesen werden konnte.
Miloš Hlávka wurde während des Prager Aufstands am 6. Mai 1945 in der Celetná, einer Straße in der Altstadt, angeschossen. Obwohl er umgehend in das Krankenhaus Na Bulovce gebracht wurde, starb er noch am folgenden Tag. Er wurde auf dem Friedhof Olšany im Prager Stadtteil Žižkov beigesetzt. Irmgard Hlávková, die sich zusammen mit ihren beiden Kindern ab Ende 1944 zeitweise in Mecklenburg aufgehalten hatte, behielt nach 1945 ihre tschechoslowakische Staatsbürgerschaft bei, kehrte in die Tschechoslowakei zurück und blieb, ebenso wie ihre beiden Kinder, in Prag.
Veröffentlichungen in „Hlas“:
- Samota bez přátel | Einsamkeit ohne Freunde, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1932 (6), S. 12.
Weiterführende Literatur und Quellen:
- Vučka, Tomáš (2013): Tragická postava životního dramatu. Básník, dramaturg a překladatel Miloš Hlávka. In: Slovo a smysl. Praha: Filozofická fakulta UK. Online zugänglich unter: slovoasmysl.ff.cuni.cz.
Internet:
- Eintrag zu Miloš Hlávka auf Wikipedia (cs).
- Eintrag zu Miloš Hlávka auf web.archive.org.