Bohumil Jednorovič Kosovský (1898–1987)

Foto: Bohumil Jednorovič Kosovský, Quelle: sumava.cz

In „Hlas“ verwendete Pseudonyme, Kürzel oder Namensformen: Ivan Horný, B. J. K.

Bohumil Jednorovič Kosovský wurde am 28. April 1898 in Hořice v Podkrkonoší (Horschitz) in die Familie eines Kleinhändlers geboren, der seine Herkunft auf ein altes russisches Adelsgeschlecht zurückführte. Ursprünglich wollte er Bildhauer werden, was ihm seine Eltern nicht erlaubten, weil ein Steinmetz immer im Elend sei. Nach dem Schulbesuch machte er eine Lehre zum Verkäufer und besuchte die Handelsschule in Jičín (Jitschin). 1916 trat Kosovský in die Armee ein, der er auch nach der Gründung der tschechoslowakischen Republik als Unteroffizier angehörte. Aber 1923 wurde er wegen eines homosexuellen „Vergehens“ vom Dienst suspendiert, worauf er in einer Rüstungsfabrik in Brno (Brünn) als Chemiker tätig wurde.

1928 verließ Bohumil Jednorovič Kosovský Brno und ging nach Prag, wo er als Sekretär im Parlament tätig wurde und allmählich in Kontakt mit der Bewegung der sexuellen Minderheiten kam. Er wurde nun auch literarisch aktiv und verdiente seinen Lebensunterhalt zeitweise mit Vorträgen über Spiritismus und Metaphysik. Dabei sagte er von sich selbst, er bewege sich „in der vierten Dimension des Bewusstseins“ und sei nur ein Dolmetscher einer höheren Intelligenz.

Während der deutschen Besatzung der Tschechoslowakei war Bohumil Jednorovič Kosovský über längere Zeit inhaftiert, doch sind die Hintergründe für seine Haft noch nicht gänzlich geklärt. Kosovský selbst behauptete später, dass er wegen seiner Tätigkeiten für illegale Widerstandsgruppen verurteilt worden sei. Sein Antrag auf Anerkennung als ehemaliger politischer Gefangener wurde aber nach 1945 mit der Begründung abgelehnt, dass er sich wegen eines „moralischen Vergehens“ in Haft befunden habe.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit trat Bohumil Jednorovič Kosovský aus der Kommunistischen Partei aus und begann im Februar 1948, aktiv gegen die damalige kommunistische Regierung der Tschechoslowakei zu arbeiten. Offenbar gehörte er einem Kreis von Gleichgesinnten an, die Informationen aus westlichen Rundfunksendern verbreiteten und Menschen die Flucht in die amerikanische Zone im heutigen Bayern ermöglichten. Für diese Tätigkeit wurde Kosovský 1950 zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Bohumil Jednorovič Kosovský verbüßte einen Großteil der Strafe in der Uranmine Bytíz in der Region Příbram etwa 60 Kilometer südwestlich von Prag, doch wurde er 1959 amnestiert. Gleichzeitig erhielt er aber das Verbot, sich dauerhaft in Prag aufzuhalten. Er nahm eine Stelle als Arbeiter in der Tulpenzuchtstation in Lužany (Luschan) bei Plzeň (Pilsen) an und führte in den Abendstunden seine literarische Betätigung fort. Er schrieb unter anderem die Romane „Der Versuch des Professors Kabuláč“, „Die Seele eines Landstreichers“ und „Der verrückte Adventist“ und arbeitete an seinen Memoiren, die indes 1966 neben anderen seiner Schriften beschlagnahmt wurden.

Seine Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in der Tschechoslowakei äußerte Bohumil Jednorovič Kosovský auch öffentlich, und 1966 wurde er wegen vermeintlicher Volksverhetzung angeklagt. Ein psychiatrisches Gutachten, das ihn für unzurechnungsfähig erklärte, bewahrte ihn vor einer Verurteilung, und das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt.

Bohumil J. Kosovský starb am 31. Dezember 1987 in Klatový (Klattau), südlich von Plzeň (Pilsen).

Liste der Veröffentlichungen in „Hlas“

als Ivan Horný

  • Čeho je třeba? | Was brauchen Sie?, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (2), S. 28.
  • Z dokumentů souzeni homosexuálních | Aus den Dokumenten der Homosexuellenprozesse, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (3), S. 46–47.
  • Kofa (Vênováno p. Jos. Hladkému) | Kofa (Gewidmet Herrn Josef Hladký), in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (4), S. 52–54.
  • Páter Narciz | Vater Narziss, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (6), S. 85–87
  • Karthaginšti | Karthago, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (7—8), S. 109–110.
  • Z románu Pavel Maria Magdal | Aus dem Roman Pavel Maria Magdal, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (10), S. 149–150.
  • Z románu „Pavel Maria Magdal“ | Aus dem Roman „Pavel Maria Magdal“, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (11), S. 162–163.
  • Útěk od prostitujících se žen | Flucht vor prostituierten Frauen, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1934 (3), S. 35–37.
  • Orient a homosexualita | Der Orient und die Homosexualität, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1934 (4), S. 50–51.
  • Gotika | Gotik, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1934 (5), S. 72–73.
  • Muži v róbě | Männer in Gewändern, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1934 (7–8), S. 106.
  • Vážná věc | Eine ernste Angelegenheit, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1934 (10), S. 131–132.
  • Pokrok a úpadek | Fortschritt und Niedergang, in: Hlas list sexuální menšiny, 1936 (3–4), S. 30–31.

als B. J. K.

  • Z neznámých důvodů | Aus unbekannten Gründen, in: Hlas sexuální menšiny – zájmy uznávané vědou a kulturními státy, 1931 (1), S. 3.

Würdigungen und Besprechungen in „Hlas“:

  • Vitek, Jiří : Ivanu Hornému | An Ivan Horný, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1934 (6), S. 83.

Weiterführende Literatur

  • Lishaugen, Roar und Jan Seidl (2011): Generace hlasu. Česká meziválečná homoerotická literatura a její tvůrci, in: Putna, Martin C.: Homosexualita v dějinách české kultury. Praha: Academia, 2011. S. 242–245.
  • Seidl, Jan u.a. (2014): Queer Prague. A Guide to the LGBT History of the Czech Capital 1380–2000. Brno: Černé pole, S. 152–153.

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