Hans von Tresckow (1863–1934)

Zeichnung: Hans von Tresckow, Quelle: Wikipedia (de)

Veröffentlichte in „Hlas“ unter seinem Klarnamen.

Hans von Tresckow wurde am 3. Mai 1863 (nach eigenen Angaben 1866) als ältestes Kind eines preußischen Generalleutnants, der der weitverzweigten Adelsfamilie von Tresckow entstammte, und dessen Frau im schlesischen Neisse (heute Nysa, Polen) geboren. Nach dem Schulbesuch leistete er als Einjährig-Freiwilliger den Wehrdienst und wurde Reserveoffizier. Mittels eines Familienstipendiums konnte er in Königsberg (heute Kaliningrad, Russland) und Berlin Rechtswissenschaft und Nationalökonomie studieren.

1889 bewarb sich Hans von Tresckow bei der Polizei in Berlin und kam nach Beendigung seiner Ausbildung 1892 zur Kriminalpolizei. Neben seiner beruflichen Tätigkeit erteilte er aus Geldmangel aber auch Privatunterricht und veröffentlichte unter dem Pseudonym „Hans von Buckow“ Kriminal- und Jagdgeschichten in verschiedenen Zeitschriften. Er heiratete 1894 und wurde Vater von zwei Töchtern und einem Sohn.

Als Polizeikommissar war Hans von Tresckow ab 1896 vor allem für Straftaten rund um den Paragrafen 175 RStGB zuständig. Er arbeitete zunächst in der Inspektion B, dem so genannten „Homosexuellendezernat“, unter dem Kriminalbeamten Leopold von Meerscheidt-Hüllessem (1849–1900), übernahm nach dessen Tod indes die Leitung der Inspektion. Einer seiner Mitarbeiter war der spätere Kriminalrat Ernst Gennat (1880–1939).

1914 zog Hans von Tresckow als Kriegsfreiwilliger in den Ersten Weltkrieg, seinen Abschied vom Militär nahm er nach einer Verwundung erst 1919. Daraufhin zog er mit seiner Frau nach Rinteln im heutigen Niedersachsen und verfasste dort seine Memoiren, die zu einem Bestseller wurden.

Als Kriminalbeamter stand Hans von Tresckow fast dreißig Jahre lang in Kontakt mit dem Arzt, Sexualforscher und Mitbegründer der Homosexuellenbewegung Magnus Hirschfeld (1868–1935), und Hirschfeld bescheinigte von Tresckow 1920, dass er „Hunderte homosexueller Menschen vor Verzweiflung und Selbstmord errettet“ habe. Hans von Tresckow beriet Opfer von Erpressungen im Zusammenhang mit dem § 175 RStGB und sprach sich auch für die Abschaffung des Paragrafen aus, hegte nach eigenen Angaben selbst aber keine besonderen Sympathien für Homosexuelle.

Hans von Tresckow verfasste mehrfach Artikel, die in Zeitschriften für Homosexuelle wie den „Blättern für Menschenrecht“ veröffentlicht wurden, und er hielt auch Vorträge an Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft. 1926 bekannte von Tresckow, „in späteren Zeiten werden wir uns vielleicht ebenso darüber wundern, daß man Homosexuelle mit Strafen verfolgt hat, wie wir uns heute darüber wundern und entrüsten, daß man im Mittelalter Hexenprozesse angestrengt hat.“ Als der Berliner Reichstag 1929 über die Abschaffung des § 175 RStGB beriet, empfahl Magnus Hirschfeld, Hans von Tresckow als Sachverständigen heranzuziehen. Gleichwohl war er eher ein vorsichtiger Fürsprecher der Homosexuellenbewegung.

Hans von Tresckow starb am 3. April 1934 im Alter von 71 Jahren in Rinteln an der Weser. Die in seinem Dezernat wie auch in anderen Städten des Deutschen Reiches angelegten Karteien („Rosa Listen“) wurden nach seinem Tod von den Nationalsozialisten benutzt, um Homosexuelle systematisch zu verfolgen.

Liste der Veröffentlichungen in „Hlas“

  • Proces Eulenburgův | Der Eulenburg-Prozess, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (1), S. 7–10.

Weiterführende Literatur

  • Dobler, Jens (1999): Hans von Tresckow. In: Archiv für Polizeigeschichte (Jg. 10), Nr. 2, S. 47–52.
  • Dobler, Jens (2008): Zwischen Duldungspolitik und Verbrechensbekämpfung. Homosexuellenverfolgung durch die Berliner Polizei von 1848 bis 1933 (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V., 6). Frankfurt: Verlag für Polizeiwissenschaft, S. 331–346.
  • Hirschfeld, Magnus (1914): Die Homosexualität des Mannes und des Weibes. Berlin: Louis Marcus (Handbuch der gesamten Sexualwissenschaft in Einzeldarstellungen, 3), S. 1002.
  • Tresckow, Hans von (1922): Von Fürsten und anderen Sterblichen – Erinnerungen eines Kriminalkommissars. Berlin: F. Fontane & Co. (dänische Ausgabe: Treskow, Hans von (1923): Om Fyrster og andre Dødelige. Flensborg: Slesvigsk Forlag).
  • Tresckow, Hans von (1928): Wie schützt sich der Homosexuelle vor Erpressung?, in: Blätter für Menschenrecht (Jg. 5), Nr. 9, S. 1–5.
  • Tresckow, Hans von (1955): Wie schützt man sich vor Erpressung?, in: Der Weg (Jg. 5), Nr. 1, S. 19–22.

Internet:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert