Jaroslav Mayer (1870–1942)

Foto: Jaroslav Mayer, Quelle: ateliér Krýsa, Plzeň. Sbírka Národního muzea, Divadelní oddělení, H6p-3570/50, sign. 45 F 623 via encyklopedie.idu.cz

In „Hlas“ verwendete Pseudonyme, Kürzel oder Namensformen: Jaroslav Maria.

Jaroslav Mayer wurde am 24. Februar 1870 im mittelböhmischen Rakovník (Rakonitz), etwa 50 km nordwestlich von Prag, geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt, und dessen Familie war ursprünglich aus der Schweiz nach Böhmen eingewandert. Jaroslav Mayer besuchte die Gymnasien in Benešov, Hradec Králové und Prag, wo er 1888 das Abitur ablegte, um anschließend ein Studium der Rechtswissenschaft aufzunehmen. Dieses schloss er 1893 mit dem Doktortitel ab. Am 27. April 1896 heiratete er in Prag Zdenka Fikarová (1875–1943), die Tochter eines Rechtsanwalts aus dem mittelböhmischen Křivoklát (Pürglitz).

Jaroslav Mayer sammelte erste berufliche Erfahrungen als Gerichtsschreiber in der Kanzlei seines Vaters in Rakovník und Hradek Králové (Königgrätz), später eröffnete er eine eigene Kanzlei in Křivoklát, die er bald nach Beroun und 1909 schließlich nach Tábor, 90 km südlich von Prag, verlegte, wo er bis 1942 lebte. Mayer schrieb juristische Fachartikel für Zeitschriften wie „Právník“ (Der Rechtsanwalt) und „Čas“ (Die Zeit). Daneben verfasst er als Autor belletristischer Werke etwa vierzig Romane, Novellen, Sammlungen und Kurzgeschichten und Essays sowie Theaterstücke, wobei er sich des Namens Jaroslav Maria bediente. Sein literarisches Debüt legte er 1898 mit der Theatertrilogie „V předvečer věku“ (Vor der Jahrhundertwende) vor, sein Roman „Werther“ (1907) wurde verfilmt, und mehrere seiner Theaterstücke wurden im Nationaltheater in Prag aufgeführt.

Jaroslav Maria alias Mayer sah das Wesen des Lebens im Kampf und der Vernichtung des Gegners sowie in der Auseinandersetzung von Charakteren unterschiedlichen Charakters oder Geschlechts. Er beschäftigte sich mit „Verfallserscheinungen“, die durch die Geschlechterordnung und die „Entartung“ der Geschlechter hervorgerufen wurden. Er erhob aber auch scharfe Vorwürfe gegen die Rechtsprechung und stellte die Mitglieder der Justiz schonungslos an den Pranger, wodurch er selbst und sein Werk in der tschechoslowakischen Öffentlichkeit sehr präsent waren. Jaroslav Maria reiste viel und berichtete über seine Erlebnisse in etlichen Reisebeschreibungen. Von diesen wurden besonders seine Berichte aus Italien sehr positiv rezipiert.

Im Juni 1942, wenige Tage nach der Ermordung des stellvertretenden Reichsprotektors für Böhmen und Mähren Reinhard Heydrich (1904–1942) durch tschechoslowakische Widerstandskämpfer wurde Jaroslav Mayer von der Gestapo in Tábor verhaftet. Der Grund hierfür war eine schriftliche Denunziation, er habe das Attentat auf Heydrich gebilligt. Nach tagelangem Kerkeraufenthalt im Keller des Gestapo-Quartiers wurde Mayer am 6. Juli 1942 zunächst in das Gefängnis von Tábor, zwei Tage später in das Prager Gefängnis Pankrác und im September 1942 schließlich von dort über Theresienstadt in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er Anfang November 1942 an Typhus verstarb. Er war 72 Jahre alt geworden.

Veröffentlichungen in „Hlas“:

  • Buonarroti, in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (2), S. 19–22.

Weiterführende Literatur und Quellen:

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