Karl Egon Gundhart (1890–1974)

Foto: Dr. Egon Gundhart (rechts) mit dem späteren Heltauer Stadtpfarrer Wilhelm Thal (1932), Quelle: siebenbuerger.de

Veröffentlichte in „Hlas“ unter seinem Klarnamen.

Karl Egon Gundhart kam am 27. Juli 1890 als Sohn des Sekundararztes Karl Wilhelm Gundhart und dessen Frau Ernestine (geb. Simonis) im siebenbürgischen Hermannstadt (Sibiu, Rumänien) zur Welt. Sein Vater arbeitete im städtischen Franz-Josef-Bürgerspital, und offenbar wohnte die Familie auch dort. Karl Egon Gundhart ließ sich zum Nervenarzt ausbilden und wurde zu einem bisher unbekannt Zeitpunkt Direktor der Hermannstädter Psychiatrischen Anstalt. Über seinen Lebensweg liegen heute aber nur wenige Angaben vor.

Obwohl Karl Egon Gundhart unverheiratet Vater von zwei Kindern wurde, soll seine Homosexualität seinerzeit stadtbekannt gewesen sein. Es heißt, um ihn und seinen Freund, den Briefmarkensammler und -forscher Ludwig Dengel (?–1980), habe sich ein Kreis „schwuler“ Philatelisten mit Treffpunkt im Hermannstädter Volksbad gebildet, den später auch die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller in ihrem preisgekrönten Roman „Die Atemschaukel“ (2009) beschrieben hat.

1930 veröffentlichte Karl Egon Gundhart in der Hermannstädter „Medizinischen Zeitschrift“ einen Vortrag über die „Grenzen des Kriminellen im Liebesleben der Gleichgeschlechtlichen“. Er ist deshalb auch als „siebenbürgischer Magnus Hirschfeld“ bezeichnet worden. Zu der Zeit ging es in Sachen Sexualstrafrecht in Rumänien weit weniger streng zu als etwa in Deutschland. Doch stieß Gundhart mit seiner aufgeklärten Haltung auch in Siebenbürgen nur bedingt auf Verständnis.

Nach 1945 soll Karl Egon Gundhart für acht Jahre in kommunistischen Gefängnissen inhaftiert worden sein. Die Gründe hierfür sind nach wie vor unbekannt. Auch über seine späteren Lebensumstände liegen keine näheren Angaben vor. Karl Egon Gundhart starb am 11. Dezember 1974 in seiner Heimatstadt Sibiu.

Veröffentlichungen in „Hlas“:

Weiterführende Literatur und Quellen:

  • Flesch, Ferdinand (1984): Beiträge zur Geschichte der Sathmarer Schwaben. 50 Rundbriefe. Ravensburg: Selbstverlag, S. 43 (hier allerdings mit einem falschen Sterbedatum).
  • Gundhart, Karl Egon (1929): Über die offene Fürsorge für Geisteskranke und Abnorme und ihre Organisierung in Siebenbürgen, in: Medizinische Zeitschrift, Folge 8.
  • Gundhart, Karl Egon (1930): Die Grenzen des Kriminellen im Liebesleben der Gleichgeschlechtlichen. Vortrag vor der Medizinischen Sektion des siebenb. Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt am 11. April 1930, in: Medizinische Zeitschrift (Jg. 4), Nr. 4, S. 1–6.

Internet:

  • Klein, Konrad (2019): Weltbürger und Vorkämpfer der gleichgeschlechtlichen Liebe – Erich Haas zur Erinnerung, auf siebenbuerger.de.

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