Ervín Klausner (1883–1944/45)
Foto: Ervín Klausner, Quelle: holocaust.cz
Veröffentlichte in „Hlas“ unter seinem Klarnamen.
Über Dr. Ervín (auch Erwin) Klausner liegen heute nur wenige Angaben vor. Er war jüdischer Herkunft und wurde am 8. September 1883 im nordböhmischen Frýdlant (Friedland) im heutigen Dreiländereck Tschechien, Deutschland und Polen geboren. Seine Eltern hießen Salomon und Emilie Klausner (geb. Pollakové). Ervín Klausner absolvierte das Gymnasium in der Prager Štěpánská Straße, wo er im Sommer 1902 das Abitur ablegte, und studierte anschließend Medizin an der Deutschen Medizinischen Universität. Das Studium schloss er im Herbst 1907 ab.
Ab 1908 arbeitete Ervín Klausner als Gymnasiallehrer und Assistent der deutschen Hautklinik in Prag. Am 27. November 1914 habilitierte er sich für Haut- und Geschlechtskrankheiten und wurde der erste tschechische Professor, der Vorlesungen über Sexualwissenschaft an der Prager Karls-Universität hielt. Außerdem praktizierte er ab 1916 als niedergelassener Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten.
Ervín Klausner publizierte etwa ein halbes hundert Arbeiten, die sich hauptsächlich mit der Serumdiagnose von Geschlechtskrankheiten befassen. Sein Name lebt im Titel des „Klausner Tests“ (Klausner’s Sero Reaction) fort, der in der Diagnostik zur Syphilis angewendet wird.
1923 gehörte Ervín Klausner neben František Čeřovský, František Jelínek und Karel Veselý zum Vorbereitungsausschuss eines tschechischen Wissenschaftlich-humanitären Komitees (Vědecko-humanní společnost bzw. Vědecko-humanitní společnost, Vhs), das sich im Namen wie in der Programmatik ganz an das Berliner WhK Magnus Hirschfelds anlehnte. Čeřovský, Jelínek und Veselý ließen hierzu eine Verlautbarung drucken, die sie verbreiteten, und im Zuge kurzer Zeit kamen sie in den Besitz von über 2.000 Adressen von Interessenten.
František Čeřovský und Ervín Klausner beantragten im Mai die Anerkennung des Vereins bei den zuständigen staatlichen Behörden, doch wurde der Antrag abgelehnt, da die Behörden davon ausgingen, die Tätigkeiten des Vereins könnten „zur Verbreitung und Begehung von Straftaten nach § 129 des Strafgesetzbuches beitragen, ja sogar die öffentliche Gesundheit und das öffentliche Wohl gefährden“. Auch ein Einspruch beim Obersten Verwaltungsgericht in Prag wurde abgelehnt. Es sollte neun weitere Jahre dauern, bis der Verein von anderen Initiatoren und unter neuem Namen (Československá Liga pro sexuální reformu) gegründet werden konnte.
Im Februar 1939 musste Ervín Klausner seine Stelle an der deutschen Hautklinik in Prag wegen seiner jüdischen Herkunft aufgeben. Im April 1942 wurde er nach Theresienstadt und von dort am 6. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er vermutlich wenig später ums Leben kam. Das genaue Datum seines Todes ist nicht bekannt.
Veröffentlichungen in „Hlas“:
- Vážená redakce | Brief an den Herausgeber, in: Hlas sexuální menšiny – zájmy uznávané vědou a kulturními státy, 1931 (1), S. 3–4.
- Sexuální problém jako předmět vyučovací | Das sexuelle Problem als Unterrichtsgegenstand, in: Hlas sexuální menšiny – zájmy uznávané vědou a kulturními státy, 1931 (3), S. 2.
Weiterführende Literatur und Quellen:
- Čech, P. (2007): Erwin Klausner transportován do Terezína, in: Vita nostra servis. Interní zpravodaj 3. lékařské fakulty UK Nr. 16, S. 11.
- Seidl, Jan u.a. (2014): Queer Prague. A Guide to the LGBT History of the Czech Capital 1380–2000. Brno: Černé pole, S. 20, 89-90.
- Šimůnek, Michal V. und Antonín Kostlán. Hrsg. (2019): Biografický slovník obětí nacistické perzekuce z řad vědecké obce v českých zemích 1939–1945 (Bd. 1). Prag: Univerzita Karlova, S. 273–274 (online unter books.google.de).
Internet:
- Eintrag zu Ervín Klausner auf holocaust.cz.