Josef Hladký (1885–1960)

Foto: Josef Hladký, Quelle: Historie Staré střelnice

In „Hlas“ verwendete Pseudonyme, Kürzel oder Namensformen: Hra-.

Josef Hladký war ein tschechischer Buchhändler, Verleger, Buchkünstler und Sammler, der sich mit bibliophilen Drucken und als Mitbegründer der Zeitschrift „Bibliofil“ sowie als Herausgeber von „Hlas“ einen Namen machte. Hladký wurde am 18. Januar 1885 in Uherský Brod (Ungarisch Brod) unweit der heutigen tschechisch-slowakischen Grenze geboren, wohnte aber später überwiegend in Hranice na Moravě (Mährisch Weißkirchen). Er war ursprünglich Lehrer von Beruf und begann um 1919, als Herausgeber von Jugendbüchern und schöngeistiger Literatur in tschechischer Übersetzung tätig zu werden. Dabei bemühte er sich spätestens ab 1931 verstärkt darum, Werke der homoerotischen Literatur zu verlegen. Zu diesem Zweck nahm er Kontakt mit dem Schriftsteller Jiří Karásek ze Lvovic auf und bat ihn, ein Vorwort für eine geplante Anthologie zu schreiben. Karásek machte Hladký auf die Erzählung „Dionysos s rúži“ (Dionysos mit der Rose) von Václav Krška aufmerksam, die in der Folge bei Hladký erschien.

Hladký hegte ambitionierte Pläne und konzipierte eine Reihe von Werken der modernen Weltliteratur, in der etwa Georges Duhamels „Deux hommes“, Stefan Zweigs „Verwirrung der Gefühle“, George Eekhouds „Escal-Vigor“, Oscar Wildes „The Picture of Dorian Gray“ und andere Texte prominenter europäischer Autoren in tschechischer Übersetzung erscheinen sollten. Als Übersetzer wurde Jetřich Lipanský alias František Mastík für Hladký tätig. Neben Jiří Karásek ze Lvovic boten auch Ludmila Skokanová alias Lída Merlínová und Jana Mattuschová Hladký Texte an.

Josef Hladký war in seinem Wirken von einem erheblichen Maß an Idealismus getrieben, und er strebte danach, insbesondere tschechische homosexuelle Leser und Leserinnen durch Qualitätsliteratur zu „erziehen“. Sein erklärter Wunsch war, sie mögen das weit verbreitete „Geschwätz“ über Homosexualität überwinden und sich durch gehobene Werke, die sich mit homoerotischen Themen befassen, geistig bereichern lassen.

Am 1. Juli 1932 wurde Josef Hladký (Mit-) Eigentümer und Herausgeber der Zeitschrift „Hlas“, in der er Anzeigen für die von ihm verlegten Bücher schaltete und deren Leserschaft er die Bücher aus seinem Verlag im Zuge von Werbekampagnen zu erniedrigten Preisen anbot. „Hlas“ hatte ihren Geschäftssitz in Hranice na Moravě, wo Hladký wohnte, während sich die Redaktion in Prag-Vršovice befand. Hier wohnte der Prager Gastwirt Antonín Steimar (1890–1944), der sich als zweiter Eigentümer von „Hlas“ um die praktischen Aspekte der Arbeit an der Zeitschrift kümmerte.

Indes geriet Josef Hladký mit seinem geplanten Sortiment an homoerotischer Literatur schnell in finanzielle Schwierigkeiten, und er versuchte, seine Buchreihe mit verkaufsträchtigen „populären“ Werken zu retten, die nicht so hohe künstlerische Qualitäten aufwiesen. Seine ursprünglichen Pläne konnte er deshalb nur teilweise umsetzen. Die Gründe für Hladkýs Scheitern waren einerseits in der grassierenden Wirtschaftskrise zu Anfang der 1930er Jahre zu suchen, andererseits aber auch in der Furcht potenzieller Leser und Leserinnen in einer Gesellschaft, in der Homosexualität nicht nur tabuisiert, sondern auch kriminalisiert war. Die Voraussetzungen für eine kommerzielle Verwertung des Themas waren im tschechischen Sprachraum zum damaligen Zeitpunkt offenbar nicht gegeben.

Neuer Chefredakteur von „Nový Hlas“ in der Nachfolge Josef Hladkýs wurde im Herbst 1932 Vladimír Kolátor. Josef Hladký starb am 16. Februar 1960 in Hranice na Moravě.

Veröffentlichungen in „Hlas“:

  • Hra-: Den v Praze | Ein Tag in Prag, in: Hlas sexuální menšiny – zájmy uznávané vědou a kulturními státy, 1931 (15), S. 5.

Würdigungen und Besprechungen in „Hlas“:

  • Horný, Ivan: Kofa (Vênováno p. Jos. Hladkému) | Kofa (Gewidmet Herrn Josef Hladký), in: Nový hlas – list pro sexuální reformu, 1933 (4), S. 52–54.

Weiterführende Literatur und Quellen:

  • Hladký, Jaroslav (1969): Nakladatel Josef Hladký (Hranice na Moravě). Pardubice: [s.n.].
  • Lexikon české literatury (1993). Osobnosti, díla, instituce. Díl 2, svazek 1, H–J. Praha: Academia, S. 188–190.
  • Lishaugen, Roar und Jan Seidl (2011): Generace hlasu. Česká meziválečná homoerotická literatura a její tvůrci, in: Putna, Martin C.: Homosexualita v dějinách české kultury. Praha: Academia, S. 265–270.

Internet:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert